Wenn man über die Titel von Sonic the Hedgehog eines sagen kann, dann, dass sie fast grundsätzlich eine deutlich höhere Spielgeschwidigkeit bieten als die Titel um Nintendos knubbeligen Klempner. Als Sega vor einiger Zeit Sonic & Sega All-Stars Racing ankündigte, waren die Parallelen zu Mario Kart offensichtlich, doch das fertige Spiel war sehr eigenständig: Die Wirksamkeit von Items wurde zurückgefahren, und das Spiel war deutlich schneller und fordernder als das familienfreundliche Mario Kart, in dem die Nintendo-Maskottchen in Karts herumtuckern und der führende jederzeit mit einem blauen Panzer abgefangen werden kann. Auch der Nachfolger des Spiels, mit dem gewöhnungsbedürftigen Titel Sonic & All-Stars Racing Transformed, scheint wieder bei Mario Kart abzukupfern: Das Rennen zu Lande, zu Wasser und in der Luft erinnert auf den ersten Blick stark an Mario Kart 7, aber wie schon im ersten Teil wird man beim Spielen feststellen, dass der von Sumo Digital entwickelte Racer auch genug eigene Ideen einbaut, um sich von der Konkurrenz abzuheben.
Ein Fun-Racer mit einem Karriere-Modus?Ein weiterer Punkt, in dem sich Sonic & All-Stars Racing Transformed von Mario Kart abhebt, ist der Einzelspielermodus. Unter dem Menüpunkt "Karriere" findet ihr neben den üblichen Meisterschaften, Einzelrennen und dem Time-Attack-Modus auch die World Tour. Hier sind die verfügbaren Events in einem Menü angeordnet, welches ähnlich strukturiert ist wie die Weltkarte in Super Mario 3D Land - also grundsätzlich linear, aber mit einigen Gabelungen. Je nach Schwierigkeitsgrad erhaltet ihr für das Absolvieren eines Events bis zu vier Sterne, die dann dazu eingesetzt werden können, um neue Fahrer oder Fahrzeug-Modifikationen freizuschalten, oder um die Schlösser zu öffnen, die euren Spielfortschritt aufhalten wollen. Und während viele Events normale Rennen mit manchmal variierten Regeln darstellen, gibt es auch andere, die euch vor originellere Aufgaben stellen - hier müsst ihr dann zum Beispiel Verkehr ausweichen, mit einem Flugzeug durch Ringe fliegen oder mit Waffengewalt einen Panzer zerstören, während ihr gleichzeitig seinen Angriffen ausweicht.
Seine wahren Stärken entfaltet der Titel jedoch ohnehin erst auf der Rennstrecke, und hier haben die Entwickler ein prall gefülltes Fanservice-Paket abgeliefert. Sonic & All-Stars Racing Transformed bietet euch 20 Strecken und 22 Fahrer aus dem Sonic-Universum (Käufer der Limited Edition, die derzeit die einzige verfügbare Version ist, erhalten zusätzlich eine weitere Strecke und einen weiteren Fahrer), die von den üblichen Verdächtigen wie Sonic the Hedgehog oder Samba de Amigo bis hin zu eher unbekannten Titeln wie Skies of Arcadia oder gar Burning Rangers alles abdecken. Eventuell hätte man sich ein noch breiteres Spektrum wünschen können, denn während es gefühlt zu viele Sonic-Strecken gibt, werden andere Franchises wie Space Channel 5 oder Phantasy Star überhaupt nicht mit einem Rundkurs versorgt. Das ändert aber nichts daran, dass das Gebotene wirklich überzeugen kann: Bei der ersten Erkundung der Rennstrecken bietet euch das Spiel eine tolle und oftmals beeindruckende Sightseeing-Tour durch das Sega-Universum, welche vor allem für Fans der gezeigten Spiele einiges zu bieten hat.
Doch sobald dieser Wow-Effekt abgeklungen ist, muss das Spiel über seine spielerische Seite überzeugen - und die ist zum Glück ähnlich solide. Die Steuerung erfüllt das Prinzip "einfach zu erlernen, schwer zu meistern": Jeder kann sein Auto auf der Strecke oder sein Flugzeug in der Bahn halten, aber wenn es darum geht, mit Drifts und schnellen Richtungswechseln durch Kurven zu schlittern und nach Rampen oder Boost-Pfeilen Ausschau zu halten, ist vollste Konzentration gefragt. Anders sieht es auf dem Wasser aus, denn die Boote sind auch so schon schwer zu kontrollieren - wer sich noch an die Hovercrafts in Diddy Kong Racing erinnert wird ungefähr wissen, was dort auf ihn zu kommt. Auch bei den Waffen haben die Entwickler viel Fingerspitzengefühl bewiesen. Diese erfordern entweder sehr viel Zielwasser seitens des Angreifers oder können von der Zielperson irgendwie geblockt werden, sodass man mangelndes fahrerisches Können nur sehr begrenzt durch den Einsatz von Items wieder ausgleichen kann. Besonderes Lob verdient der Bienenschwarm, den ein zurückliegender Spieler auf den Führenden loslassen kann. Da man ihnen grundsätzlich ausweichen kann, ist ein Zusammenstoß mit den dicken Brummern immer Eigenverschulden, sodass man in diesem Fall das Gefühl hat, mit fairen Mitteln gestoppt worden zu sein. Wird man in Mario Kart auf der Zielgeraden von einem blauen Panzer getroffen, hat man dieses Gefühl nicht.
Abschließend bleibt zu sagen, dass Sonic Racing Transformed richtig fordernd ist. Vor allem der freischaltbare Experten-Schwierigkeitsgrad ist hart genug, um erwachsene Männer zum Weinen zu bringen - glücklicherweise lassen sich fast alle Spielinhalte aber auch auf dem normalen Modus freischalten. Gleichzeitig bleibt das Spiel immer fair, da die KI-Gegner die selben Regeln befolgen müssen, die auch für den Spieler gelten. Der Einzelspieler-Modus ist jedoch nicht perfekt: Vor allem der Time-Trial-Modus ist eher enttäuschend, da hier nur nach der schnellsten Rundenzeit gejagt wird. Die meisten Kurse sind nämlich so ausgelegt, dass sich der Streckenverlauf nach jeder absolvierten Runde ändern kann, was in den Zeitrennen wegfällt, da man immer nur eine Runde fährt. Außerdem kann man angesichts des eigentlich stattlichen Umfangs nicht wirklich verstehen, warum die Entwickler die Spielzeit mit Spiegelstrecken künstlich gestreckt haben. Hier fällt wieder der Time-Trial-Modus am meisten auf, da die ganzen Staff Ghosts gleich mitgespiegelt wurden und man somit jede Entwicklerbestzeit zwei mal unterbieten muss, um das Spiel zu 100% zu beenden.
Gute Multiplayer-Modi, gute PortierungEigentlich noch wichtiger als der Einzelspielermodus sind in einem Fun-Racer jedoch die Mehrspielermodi, und auch hier lässt sich der Sega-Racer nicht lumpen. Nahezu alle Rennmodi, die man im World-Tour-Modus antrifft, sind auch im Multiplayer-Modus spielbar. Hinzu kommen der Battle-Modus, der bereits aus Mario Kart bekannt ist, und der Spielmodus "Capture the Chao"; in diesem geht es darum, einen Chao, der irgendwo in der Arena auftaucht, zu einer Basis zu bringen. Der Spieler, der den Chao hat, kann ihn natürlich wieder verlieren, wenn er gerammt oder von einer Waffe getroffen wird. In diesen beiden Spielmodi fällt jedoch auf, dass die fünf zur Wahl stehenden Arenen im Vergleich zu den Rennstrecken sehr klein und lieblos gestaltet sind. Außerdem kann man sich keinen Fahrer aussuchen, sondern das Spiel weist jedem Spieler vor jedem Rennen einen zufälligen Charakter zu, was beim Testen für Unverständnis sorgte.
Der Multiplayer-Modus ist auf der Wii U zudem besser, als in den anderen Versionen, was dem GamePad geschuldet ist. Wii U-Besitzer freuen sich über zwei exklusive Spielmodi, die auf asymmetrisches Gameplay setzen. Hier schlüpft der GamePad-Spieler entweder in die Rolle von Joe Musashi und jagt den anderen Spielern hinterher, oder er versucht, sie mit einem riesegen Monkey Ball plattzuwalzen. Außerdem kann der lokale Mehrspieler-Modus von bis zu fünf Personen genutzt werden (ein Spieler spielt dann nur über den Screen des GamePads), während auf den anderen Konsolen bei vier Spielern Schluss ist. Ob diese exklusiven Extras den höheren Preis rechtfertigen, zu dem die Wii U-Version verkauft wird, muss jeder für sich selbst entscheiden. Alle diese Modi können auch online gespielt werden, wobei es derzeit leider oft schwierig ist, Mitspieler zu finden. Dieser Umstand ist jedoch eher der geringen Verbreitung des Spiels und der Konsole zuzuschreiben, Sega kann dafür nichts.
Bis auf einige leichte Ruckler und Framerate-Einbrüche, die hin und wieder vor allem im Fünf-Spieler-Modus zu beobachten sind, ist die Portierung von Sonic & All-Stars Racing Transformed wirklich sauber. Das sehr gute Streckendesign haben wir bereits positiv erwähnt, und die satten Farben sowie die vielen liebevollen Details sorgen dafür, dass die Strecken absolut toll aussehen. Auch beim Design der Fahrer haben sich die Jungs von Sumo Digital insgesamt sehr viel Mühe gegeben. Im Gegensatz dazu ist der Soundtrack des Spiels leider eher belanglos.