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Was haben „Pikmin 3“ und „The Wonderful 101“ gemeinsam? Beide Spiele sorgen für ein riesiges Kuddelmuddel auf dem Fernsehbildschirm, sind leicht zu verstehen, doch schwer zu meistern. Ich habe mich ins unbequeme Helden-Outfit gezwängt, die Welt beschützt und mir ein Bild vom neuesten Titel der Platinum Games gemacht.



100 Helden, die die Welt beschützen

„The Wonderful 101“ bietet eine nicht unbedingt originelle, aber dennoch packende Geschichte. Wie schon so oft wird die Erde von einer Alien-Invasion heimgesucht. Die fremde Spezies, die auf den Namen GEATHJERK hört, will den gesamten Planeten einnehmen und sorgt für verheerende Zerstörung. Aus diesem Grund gründet die Menschheit eine geheime Spezialeinheit, die Wonderful 100. Dank Spezialanzügen erhalten ihre Mitglieder die Kraft dazu gegen die GEATHJERKs anzutreten. Das Besondere: Alle Mitglieder der Wonderful 100 sind völlig gewöhnliche Menschen, die sich dank der Anzüge zu Superhelden verwandeln. Im Mittelpunkt steht der Grundschullehrer Will Wedgewood. Als sein Alter-Ego Wonder-Red übernimmt er die Führung über die Truppe, die aus Helden der ganzen Welt besteht. Nur gemeinsam haben sie die Chance den mächtigen GEATHJERKs die Stirn zu bieten und schlussendlich zurückzuschlagen. Natürlich gibt es auch einige Wendungen, auf die wir an dieser Stelle jedoch nicht eingehen wollen. Wer befürchtet, dass die Trailer bereits zu viel zum Spielverlauf verraten, darf beruhigt sein. Das, was zu sehen ist, ist nur ein Bruchteil dessen, was in „The Wonderful 101“ geschieht.

100 einzigartige Helden

Tatsächlich trifft man im Verlaufe des Spiels auf 100 unterschiedliche Helden, die allesamt eine einzigartige Persönlichkeit besitzen, die meist in Verbindung mit ihrem Herkunftsland stehen. Die Figuren sind herrlich überzogen dargestellt und bedienen sich dabei jedem erdenklichen Stereotypen. Da wäre beispielsweise der aus Deutschland stammende Wonder-Bier, der sich durch ein Biermaß auf seinem Kopf unverkennbar macht. Doch nur ein geringer Teil der Charakter steht tatsächlich im Vordergrund. Schnell trifft man auf Wonder-Blue, einen hoffnungslosen Möchtegern-Charmeur, den mehr als korpulenten Wonder-Green, der scheinbar immer etwas zu Essen in greifbarer Nähe hat, die exzentrische und unvorhersehbare Wonder-Pink, den muskulösen, aber dennoch schüchternen Wonder-Yellow, den scheinbar endlos redenden Wonder-White und schließlich auf Wonder-Black, der offensichtlich mit einer Anlehnung an Nintendo stets fleißig mit seinem Game & Watch-Handheld daddelt. Die verschiedenen Persönlichkeiten sorgen für stetige Dynamik in den Dialogen und einige lustige Szenen - als Wonder-Green sich wieder einmal über Wonder-Blue lustig machte und Wonder-Red beim Aufeinandertreffen mit einem neuen Gegner sich schier endlos vorstellte.



„Unite-Morph!“

Dank ihrer Anzüge können die Wonderful 100 sogenannte Unite-Morphs ausführen. Wenn beispielsweise Wonder-Red das Signal gibt, verwandeln sich die restlichen Helden in eine riesige Faust, deren Schlagkraft man sich lieber nicht entgegen stellen sollte. Wonder-Blue hingegen dirigiert die Helden zu einem riesigen Schwert, während Wonder-Green die Helden zu einer Pistole umfunktioniert. Jeder der Hauptprotagonisten besitzt einen speziellen Morph, der nötig ist, um an bestimmten Stellen voranzukommen. Wonder-Pink beispielsweise benutzt ihre Peitsche, um gepanzerten Gegnern ihre Rüstung zu entreißen und Wonder-Yellow seinen Hammer, um brüchige Wände und Böden einzuschlagen. Die Unite Morphs werden ausgeführt, in dem man ein entsprechendes Symbol zeichnet. Ist die Zeichnung größer, dann wird der Unite-Morph auch größer und effektiver. So schwillt die Faust größer an, das Schwert wird länger und die Pistole wird glatt zu einem Raketenwerfer. Die Symbole kann man entweder auf dem Touchscreen oder mit Hilfe des rechten Analogsticks zeichnen. Vorteil der ersteren Variante ist, dass dies deutlich genauer funktioniert, erfordert im Gegensatz zur zweiten Option aber, dass man den Controller umgreift, was speziell in hektischen Spielsituationen zu viel Zeit benötigt. Und von denen gibt es reichlich viele. Beide Varianten sind also nicht optimal, doch wer sich auf das Spiel einlässt, wird die Steuerung nach und nach meistern.

Übrigens können auch normale Zivilisten als Helden rekrutiert werden, die dann das Team bei Unite-Morphs unterstützen. Dazu muss man diese lediglich umkreisen, was ähnlich wie bei den Symbolen der Unite-Morphs mehr oder weniger gut funktioniert. Die Unite-Morphs erfüllen nicht nur im Kampf ihren Zweck. Mit den entsprechenden Morphs lassen sich unter anderem auch Türen öffnen. Weiterhin gibt es spezielle Morphs, wie den Gleiter oder die menschliche Brücke, mit denen die Truppe Abgründe überwinden oder Häuserschluchten erklimmen kann. An anderen Stellen wird der Unite-Morph genutzt, um zerstörte Objekte wiederherzustellen, wie beispielsweise einen Aufzug. Im Endeffekt können die Wonderful 100 auf diese Art jedes Problem lösen und wenn man an einer Stelle mal nicht weiterkommt, sollte man prüfen, ob sich nicht irgendwo ein Morph einsetzen lässt.

Dieses Spiel sucht seinen Meister

„The Wonderful 101“ ist kein leichtes Spiel. Im Gegenteil: Wer wie gewohnt zu Beginn im mittleren Schwierigkeitsgrad beginnt, ist froh, dass er auch später zurück zum Anfänger-Modus wechseln kann. Auch wenn das Spiel zunächst wirklich simpel scheint, häufen sich speziell zu Anfang die Problemherde, wenn man eben noch nicht die Schwachpunkte der verschiedenen Gegner kennt, die Unite Morphs nicht beherrscht und bloß wenige Fähigkeiten besitzt. Besonders letztere sind für den weiteren Spielverlauf entscheidend. Im Shop kann die gesammelte Währung gegen neue Fähigkeiten eingetauscht werden, die neue Angriffe oder Ausweichbewegungen ermöglichen. Speziell gegen mächtigere Gegner sind diese Fähigkeiten entscheidend und erhöhen die spielerischen Möglichkeiten. Im späteren Spielverlauf findet man sich zwar immer besser zurecht und die Frustmomente nehmen ab, doch nach wie vor bleibt das Spiel erbarmungslos und erfordert, dass der Spieler immer besser wird und neue Taktiken erschließt. Dadurch entsteht auch ein gewisser Wiederspielwert. Zum Ende jedes Levels wird die Leistung des Spielers bewertet und wer überall die Bestwertung erzielen möchte, muss sich etliche Male in die Level stürzen und seine Kampffertigkeiten nach und nach verbessern. Trotzdem kann man nicht darüber hinwegsehen, dass das Spiel an manchen Stellen seine Kanten hat und unfair wirkt. Dies stellt jedoch mehr die Ausnahme als die Regel dar.



Explosionen, Action & coole Sprüche

Die Spielwelt von „The Wonderful 101“ geht einher mit den übertriebenen Charakteren. Seien es die gigantischen Gegner, die mit einem Tritt eine ganze Stadt dem Erdboden gleich machen, die verheerenden Explosionen, zahlreichen Anspielungen, abstrusen Dialoge und schließlich der einzigartige Humor. Nichts ist hier normal und das ist auch gut so! „The Wonderful 101“ trotz nur so von Action, coolen Sprüchen und Übertreibungen. Wenn man nach einem Bosskampf denkt, dass man das nicht mehr überbieten kann, bleibt einem im nächsten Moment der Mund offen stehen, wenn es noch eine Portion dicker kommt. Auch ansonsten bietet „The Wonderful 101“ enorme Abwechslung, wenn es zu den Bosskämpfen kommt oder sich auf einmal über den Wolken in einem abstürzenden Flugzeug wiederfindet.

Schon lange hat mir ein Spiel nicht so oft ein Lächeln auf die Lippen gezaubert, wie es „The Wonderful 101“ tat. Eine meiner Lieblingsstellen: Mit einem Baseball-Schläger betritt ein Mech das Stadion und wird dabei nicht nur von Konfettiregen, sondern auch von tosendem Applaus seiner Schergen, die auf der Bühne verteilt sitzen, begleitet. Wer außerdem aufmerksam ist, findet viele kleinere Anspielungen, wie die zahlreichen versteckten Platinum Games-Logos, die an den ausgefallensten Stellen zum Einsatz kommen. An Stellen wie diesen merkt man sichtlich, dass das Team um Hideki Kamiya unheimlichen Spaß bei der Entwicklung hatte und dies auch die Spieler merken lassen wollte.

Vom Fernsehbildschirm auf das GamePad

Wie bei den meisten Wii U-Spielen kann „The Wonderful 101“ auch auf den Bildschirm des GamePads gewechselt werden. Abseits dessen gibt es aber auch einige andere Rätsel-Einlagen, bei denen der zweite Bildschirm sinnvoll eingesetzt wird. In einem der ersten Level wechselt das Spielgeschehen mit dem Betreten einer Lagerhalle auf den GamePad-Bildschirm. Auf dem Fernseher ist währenddessen die Lagerhalle von außen zu sehen. Auf dem GamePad-Bildschirm gilt es nun einen Zifferncode einzugeben. Doch wie lautet die richtige Kombination? Diese wird auf dem Dach der Lagerhalle, die nach wie vor auf dem Fernsehbildschirm zu sehen ist, angezeigt. Solche Einlagen tauchen regelmäßig auf, sind aber über die Level gut verteilt, sodass keine Übersättigung entsteht. Dadurch, dass man den zweiten Bildschirm minimiert auf dem GamePad anzeigen lassen kann, ist es auch weiterhin möglich, das Spiel ausschließlich auf dem GamePad zu spielen. Die Entwickler haben hier wirklich mitgedacht. Hoffen wir, dass andere Entwickler sich daran ein Beispiel nehmen: Bitte mehr davon!

Kurz erwähnt sei auch der Mehrspieler-Modus, der jedoch nur eine Nebenrolle im eigentlichen Spiel einnimmt. Zusammen mit bis zu vier Freunden kann man sich in verschiedenen Missionen den GEATHJERK und ihren Schergen stellen. Dabei können sowohl das Wii U GamePad, der Pro- und Classic-Controller genutzt werden.



Technik

„The Wonderful 101“ läuft mit butterweichen 60 Bildern die Sekunde, was aufgrund des großen Getümmel auf dem Bildschirm hilfreich ist. Auch wenn die 100 Helden plus Gegner-Schergen sich bekämpfen, bleibt die Bildrate heldenhaft stabil und wird nicht in die Knie gezwungen. Die Areale und Charaktere glänzen nicht nur durch den Lichteinfall, sondern auch durch ihre knallige Farbe. Speziell in der gezoomten Perspektive erkennt man die Detailverliebtheit des Spiels. Bloß schade, dass man in dieser Ansicht zu schnell den Überblick in den Gefechten verliert. Untermalt wird das actionreiche Geschehen von einem fetzigen Soundtrack, der die Situation stets passend trifft. Die englische Sprachausgabe ist absolut gelungen und fängt die Charaktere der Figuren hervorragend ein. Lobenswert ist auch, dass der Spieler sowohl zwischen der englischen als auch japanischen Sprachausgabe auswählen kann. In jedem Fall kann man aber einen deutschen Untertitel anzeigen lassen.