Nintendo-Forum

Im Normalfall ist es für uns stets wichtig in unseren Artikeln möglichst unvoreingenommen und nüchtern zu bleiben. Doch in machen Fällen fällt dies besonders schwer. Ein solcher Fall ist für mich persönlich „Nintendo Land”, welches zum Großteil nur schief belächelt und kritisch beäugt wird. Doch hinter der netten Beilage steckt ein grandioser Mehrspieler-Titel, wie sich mir erst kürzlich erneut zeigte und dazu motivierte, diesen Artikel zu verfassen.

Zu Beginn möchte ich festhalten: Bei der Ankündigung von „Nintendo Land” während der letzten E3 kamen auch in mir große Bedenken und einige Erinnerungen an „Wii Sports” auf. Es ist sicherlich jedem klar, dass „Wii Sports” zunächst großen Spaß gemacht hat. Jeder hatte seine favorisierten Disziplinen, wobei meine Tennis und Boxen waren. Doch nach kurzer Zeit war ich äußerst froh, dass ich bei meinem Wii-Kauf nicht auf Ratschläge, wie „Mit Wii Sports wirst du noch Ewigkeiten Spaß haben” gehört und mir zusätzlich „Super Mario Strikers Charged Football” zugelegt habe. Der Umfang von „Wii Sports” entsprach letztendlich dem, was man von einem beiliegenden Spiel erwartet und ähnelt in etwa dem einer Tech-Demo.

Dass „Nintendo Land” bei den Spielern ein Déjà-Vu-Erlebnis hervorruft, ist kein Wunder. Erneut eine Minispielsammlung, die (zumindest der Premium-Fassung) der Wii U beiliegt? Sätze wie „Na toll, Wii Sports mit ein paar Nintendo-Anspielungen” sind da wohl eine reflexartige Reaktion, für diejenigen, die sich mit dem Spiel noch nicht näher auseinandergesetzt haben. Denn wer schon die Chance hatte, sich in das „Nintendo Land” zu begeben, sollte gemerkt haben, dass hinter dem Titel doch weitaus mehr steckt, als auf den ersten Blick vermutet.

„Nintendo Land” umfasst insgesamt zwölf Attraktionen. Diese lassen sich entweder alleine, ausschließlich gemeinsam oder wahlweise alleine oder zusammen spielen. Hinzu kommen jeweils unterschiedliche Level, Schwierigkeitsstufen oder weitere Spielvarianten. Die „The Legend of Zelda”- und „Metroid”-Attraktion besitzen zudem mehrere Missionen, die sich abschließen lassen. Durch freischaltbare Inhalte kann ich den Umfang bisher nicht komplett einschätzen, doch das bis jetzt Gesehene lässt die fünf mickrigen Sport-Disziplinen aus „Wii Sports” alt aussehen.

Doch was macht der größte Umfang aus, wenn das eigentliche Spiel bereits durch schwache Spieltechnik und mangelnde Innovation in die Knie gezwungen wird? Keine Frage, die Hauptaufgabe von „Nintendo Land” besteht darin, die zahlreichen Möglichkeiten und Funktionen durch das Wii U GamePad auszunutzen und neuen Spielern anschaulich darzustellen. Besonders den Einzelspieler-Titeln merkt man dies an. Die Ideen und Ansätze sind zwar durchaus nett, doch dabei bleibt es dann auch leider. Ich kann mir gut vorstellen, dass ich mich zu Beginn einige Zeit lang mit „Captain Falcons rasantes Rennen”, „Takamarus Ninja-Festung” oder „Yoshis Früchtewagen” auseinandersetzen werde. Wirklich fesseln werden mich diese Spielereien wohl aber nicht. Ich kann mir jedoch vorstellen, dass ich nur zu einer bestimmten Gruppe gehöre, während andere in diesen Spielen wahrlich aufblühen werden. In Anbetracht dessen schienen sich zumindest meine anfänglichen Befürchtungen zu „Nintendo Land” tatsächlich zu bewahrheiten. Doch zu früh geärgert: Das wahre Potential fand ich innerhalb der Mehrspieler-Titel.

Es ist zwar schön und gut Ninjasterne vom Wii U GamePad auf den Fernseher zu schleudern beziehungsweise zu wischen. In eine echte spielerische Befriedigung hat mich dies allerdings nicht versetzen können. Den zweiten Bildschirm des GamePads hingegen als Anlass zu vollkommen neuen Mehrspieler-Möglichkeiten zu nutzen, hat mich aber komplett überzeugt und da scheine ich nicht der einzige gewesen zu sein. Während der Wii U Experience Tour in Köln waren die wohl meist gespielten Disziplinen „Jagd auf Mario”, „Luigis Geistervilla” und „Animal Crossing: Ein süßer Tag”. All diese Disziplinen lassen sich dank des Wii U GamePads mit bis zu vier anderen Personen spielen und setzen ein Team gegen den einzelnen GamePad-Spieler an.

Mit „Jagd auf Mario” wird einem das wohl simpelste Spielprinzip vorgesetzt: Wohl jeder hat in seiner Kindheit Fangen gespielt und genau dieses Kinderspiel finden wir nun in „Nintendo Land” wieder. Der GamePad-Spieler nimmt die Rolle des Gejagten ein, während die vier Fänger die Wii-Fernbedienung nutzen. Zunächst erhält der Gejagte mit Mario-Mütze einen kurzen Vorsprung und entflieht in die zahlreichen Gänge der umfangreichen Arena. Die Fänger müssen nun versuchen, den Entflohenen wieder einzufangen, was jedoch gar nicht so einfach ist, da der GamePad-Spieler stets eine Karte auf dem Touchscreen angezeigt bekommt. Diese zeigt den genauen Standpunkt seiner Verfolger und verschafft ihm dadurch einen großen Vorteil. Das Einzige, was den Fängern nun hilft, ist eine gute Koordinierung und Absprache.

Während des mehrfachen Spielens erwies es sich so als gute Taktik, dass zu Beginn der Runde einer der Fänger zunächst in der Mitte stehen bleibt und Ausschau hält. Die anderen Spieler können derweil der Entfernungsangabe am unteren Bildschirm-Rand folgen und sehen so, ob sie sich dem Gejagten entgegen bewegen. Hat tatsächlich jemand das Ziel ausfindig gemacht, gilt es schnell zu handeln. Anhand der Bodenfarben kann man seinen Mitspielern ganz einfach deutlich machen, in welche Richtung sich das Ziel bewegt. Das Ganze ist zwar äußerst hektisch, doch eben diese Wildheit macht das Spielprinzip aus. Was eigentlich so simpel ist, erwies sich als facettenreiche Katz- und Maus-Jagd. Keine Runde verlief wie die andere und im Grunde hätte man das Spiel noch etliche Runden fortsetzen können, denn wirkliche Langeweile schien nie aufzukommen.

Ebenso verhielt es sich mit „Luigis Geistervilla” und „Animal Crossing: Ein süßer Tag“, welche ich bereits zum zweiten Mal ausgiebig spielen konnte. Und was soll ich sagen: Mein Ersteindruck hat sich seit dem letzen Mal nicht verändert, sondern eher verfestigt. Wilde Mehrspieler-Runden, die nicht abwechslungsreicher und wilder sein könnten. Alle genannten Spiele haben einen gewissen strategischen Tiefgang und bleiben trotzdem auf ihre Art simpel und absolut einsteigerfreundlich. Ach ja: Ich wüsste nicht, wann ich das letze Mal während eines Spiels zeitgleich so viel gelacht und geflucht habe, wie bei meinen Spielrunden mit „Nintendo Land”.

Doch bevor ich in ein absolutes Loblied und Rausch aus Begeisterung verfalle, meine mir verpflichtete bodenständige Einschätzung: Ich möchte tatsächlich niemanden eines Besseren belehren, geschweige denn meine Meinung und Empfindungen aufzwingen. „Nintendo Land” wird wohl bis auf weiteres ein Spiel bleiben, bei dem sich die Geister scheiden und noch viel Diskussionsstoff bieten. Ich für meinen Teil werde mit „Nintendo Land” eine Menge Spaß haben, da bin ich mir sicher. Und die ersten Freunde wurden auch schon heiß gemacht und mobilisiert.