Nintendo-Forum

Nintendo konnte nach den ersten hiesigen, mehr oder weniger misslungenen Experimenten auf dem GameCube nur sehr schwer Fuß in der Online-Abteilung fassen. Mit dem Wii-Shopkanal und dem DSi-Shop baute man einen eigenen Marktplatz auf, der nun mit dem eShop des Nintendo 3DS und der Wii U vollends erwachsen werden soll. Doch hat Nintendo wirklich genug dazugelernt, um mit den anderen Herstellern wie Sony, Microsoft und Apple mithalten zu können?



Von Vorbildern und Preiskämpfen

Das große Vorbild aller heutigen Online-Marktplätze ist ohne Frage der AppStore aus dem Hause Apple. Mit aktuell über 700.000 Apps, die zum Großteil sogar kostenlos sind, bietet der Konzern aus San Francisco eine schier unüberschaubare Menge an Programmen für den Käufer. Der Store ist fest auf den iOS-Geräten vorinstalliert und kann bequem daheim über WLAN oder aber auch unterwegs über eine mobile Verbindung aufgerufen werden.

Gerade die Preise sind dabei eines der größten Kaufargumente vieler Apps. Wenn nicht kostenlos, sind Spiele oftmals bereits zum Start für 79 Cent verfügbar. Sollten sie mal mehr kosten, kann man eigentlich sicher davon ausgehen, dass sie in Kürze stark reduziert und dem Kunden hinterhergeworfen werden.


Ganz so günstig sind Nintendos Spiele im eShop nicht. Aber weshalb auch? Oftmals arbeiten nicht nur eine Hand voll Leute an den Downloadspielen, sondern ein komplettes Team an fähigen Designern, Entwicklern und sonstigen gelernten Kräften. Da wirken die Spiele nicht zuletzt aufgrund des Preises deutlich hochwertiger und mit mehr Fleisch auf den Rippen, als der zehnte Klon eines bekannten Spielprinzips. Selbstverständlich gibt es auch für iOS- und Android-Geräte zahlreiche Hits, doch regieren immer wieder Varianten der altbekannten Spielprinzipe die Verkaufscharts.

Auch in Sachen Rabatt-Aktionen geht Nintendo in letzter Zeit immer wieder Schritte in die richtige Richtung. Schon vor einigen Wochen gab es kleinere Vergünstigungen auf die Hits des eShops und auch im Oktober sind sechs Titel günstiger zu haben. Nintendo ist aber deutlich vorsichtiger im Umgang mit Rabatten und so legt man trotzdem noch einige Euros auf den virtuellen Ladentisch.

Erst Japan, dann Amerika – Europa irgendwann?

Ein längst vergessenes Problem der alten Tage scheint in Nintendos Downloadshops wieder zum Vorschein zu kommen: die Spieleveröffentlichungen in den Regionen erfolgen häufig nicht zeitgleich und mit etlichen Monaten Abstand voneinander. Was bei Sony und Microsoft mittlerweile tadellos funktioniert, scheint Nintendo weiterhin Probleme zu bereiten. Da wird in den Fan-Gruppen gebangt und gehofft, dass ein Titel überhaupt im eigenen Land erscheint, während andere Regionen schon Monate lang spielen dürfen.

Dies liegt oftmals daran, dass Nintendo selbst den passenden Erscheinungstermin eines Downloadtitels bestimmt und die Titel genauestens überprüft, um sie möglichst fehlerfrei zum Download zu stellen. Gerade bei WiiWare-Spielen herrschte in den letzten Monaten Totenstille und trotzdem warteten die Wii-Besitzer wochenlang auf die gewünschten Titel, die Nintendo scheinbar unter Verschluss behalten wollte.

Beim 3DS erlebte man nur eine geringfügige Verbesserung. Weiterhin muss man einige Monate warten, bis die Downloadspiele für den europäischen Markt angekündigt werden, aber von einigen Ausnahmen mal abgesehen, hat es zumindest jeder größere Titel auch nach Europa geschafft. Für die Wii U gibt es bislang noch keine wahren Japan- oder Amerika-exklusiven Kracher, somit lässt sich die Zukunft nicht einschätzen.



Der Nintendo-Faktor

Eines muss man Nintendo aber weiterhin zugute halten: auch wenn andere Entwickler mit ihren Downloadspielen nicht ganz so mutig waren, hat Nintendo immerzu für ausreichende Unterhaltung mit eigenen Titeln gesorgt. Vom Geheimtipp „Pullblox“ über den Genre-Mix „Dillon‘s Rolling Western“ – so überraschend, wie die Spiele angekündigt wurden, so gut waren sie dann auch. Ohne große Vorwarnung standen die Spiele im eShop und konnten auf ganzer Linie überzeugen.

An dem Zeitpunkt der Veröffentlichung könnte dagegen doch noch etwas getüftelt werden. Ausgerechnet den spielearmen Sommer hinweg sind auch spannende Downloadtitel eher Mangelware. Da bietet es sich doch an, dass man gleich mehrere Virtual Console-Klassiker auf einmal veröffentlicht, aber falsch gedacht. Mit Ruhe und Gemütlichkeit tröpfelt alle paar Wochen einer der begehrten Retrotitel in den eShop. Da wäre seit der Virtual Console-Einführung auf der Wii deutlich mehr drin und selbst dort wartet man noch auf einige der Megakracher der alten Tage.

Wie wäre es denn beispielsweise, würde Nintendo einige bisher unveröffentlichte Titel auf den europäischen Markt bringen? Bei „Super Smash Bros.“ gehört Ness zu den beliebteren Charakteren, warum also nicht „Mother 3“ als kleine Überraschung auf dem Nintendo 3DS? Oder längst verschollene GameCube-Spiele in der Virtual Console der Wii U? Euch Lesern fallen bestimmt massenhaft Spiele ein, die ihr schon immer einmal ausprobieren wolltet, die aber schlichtweg nicht mehr erhältlich sind.

Und jetzt, und bald?

Aber wie hat sich Nintendo denn inzwischen im Onlinemarkt gemacht? Seit der Wii-Einführung erkennt man, dass sich die Firma deutlich stärker anstrengt. Die Beschränkungen für Entwickler wurden beim 3DS und der Wii U stark heruntergeschraubt und man holte sich einige Teams ins Boot, die direkt zum Start tatkräftig mitwerkeln. Was mit Preis und Veröffentlichungspolitik noch anzukreiden ist, machen die eigentliche Qualität und der Spielspaß immer wieder wett. Der richtige Pfad wird demnach kontinuierlich verfolgt, doch könnte Nintendo ab und an gerne einen Zacken zulegen.