Nintendo-Forum

Mit Bayonetta hat sich Platinum Games einen Namen gemacht. In völlig übertriebener Non-stop Action mit 1A-Kombosystem ging es durchaus blutig auf 360 und PS3 einer ganzen Menge Engeln an den Kragen. Zwar wurde das Spiel von Kritikern gefeiert, leider verkaufte es sich dennoch nicht genug. Umso erstaunlicher, dass Nintendo nun als Publisher eingesprungen ist, um einen Nachfolger exklusiv auf die Wii U zu bringen.

Da Bayonetta nicht gerade zimperlich mit den Engeln umgeht, es auch spezielle Folterangriffe gibt und das Spiel von seiner schnellen Action lebt, ist die Frage durchaus berechtigt, ob das auf der Wii U noch die gleiche Erfahrung bleibt. Passt das einerseits zu Nintendo (wird eventuell etwas angepasst) und hat die Wii U genug Power dafür? Nach der Demo kann man allerdings sagen: Bayonetta bleibt Bayonetta. Außer ihrer Haarpracht hat sie nichts verloren. Das Spiel läuft flüssig, die Action bleibt übertrieben und auch die Folterattacken sind an Bord. Auch zur Steuerung muss man sich keine Sorgen machen: Das Touchpad ist nur eine Alternative.

Wählt man die herkömmliche Steuerung, hat man keinerlei Spielereien wie Quicktime-Events auf das Touchpad verlagert. Die gibt es zwar weiterhin, in der gespielten Demo jedoch nur an einer Stelle und dann ganz klassisch: Auf Knopfdruck. Das Gamepad kann man dann lediglich nutzen um darauf Off-Screen zu spielen, falls der TV belagert wird. Das Bild wirkte dabei gerade bei der Schrift etwas zu verwaschen, was aber nur im direkten Vergleich auffallen dürfte. Das Bild des Fernsehers könnte für einige widerum zu harte Kanten zeigen. Ich mag’s am TV.

Die Touchpad-Steuerung selbst richtet sich hingegen nur an die absoluten Anfänger. Das kann sich mit weiterem Schwierigkeitsgrad in der Endfassung vielleicht ändern, aber in der gezeigten Demo, gab es für die Touch-Steuerung nur “Very Easy” und “Easy” zur Auswahl. Diese Schwierigkeitsgrade hatten einen “Automatic Mode” zur Folge, von dem man als echter Gamer nicht viel halten kann. Zum Glück optional! Zumindest, wenn man auf das Tatschen verzichtet.

Die Touch-Steuerung selbst beschränkt sich dabei auch auf wenige Kommandos: Laufen, Springen, Ausweichen und Angreifen. Ein schneller vertikaler Strich, lässt Bayonetta springen, ein schneller horizontaler lässt sie ausweichen. Tippt man an eine Stelle, marschiert sie zu diesem Punkt. Man kann aber auch wie auf einem DS-Zelda den gedrückten Punkt herumschieben, wodurch sie ihre Richtung direkt ändert. Der “Automatic Mode” kommt beim Angriff zum Einsatz.

Falls ihr also mal nichts besseres zu tun habt, als Bayonetta dabei zuzusehen, wie sie eine komplette Kombo-Folge auf einen Gegner hereinprasseln lässt, tippt einen Gegner an und schaut einfach zu. Ab hier läuft alles automatisch und zum großen Entsetzen konnte man die Kombo auch nicht abbrechen oder währendessen zumindest ausweichen. Ob das auf einem normalen oder schweren Schwierigkeitsgrad genauso sein wird, muss man abwarten. In der gezeigten Form war das äußert unspektakulär.

Auch interessant: Man hat empfohlen den Stylus zu nutzen, also explizit nicht mit den Fingern zu steuern. Damit war es aber wirklich sehr präzise und man konnte den Blick vom Gamepad auch auf den Fernseher richten. Außer Gegner antippen, gab es ja weiterhin leider wenig zu beachten. Die erwischt man auch so. Was die herkömmliche Steuerung aber angeht, bleibt alles beim Alten: Items werden per Tastendruck verbraucht, Waffen per Schultertaste gewechselt. Sehr gut!

Die gezeigte Over-the-top-Action ist auch weiterhin vorhanden und im spielbaren Abschnitt wurden nacheinander Kampfjets, Züge und Hochhäuser dem Erdboden gleich gemacht. Der Zug sogar gleich während man in voller Fahrt darauf gegen den Boss kämpft.

Als weitere Neuerungen gibt es die sogenannte “Umbra Climax”. In diesen Angriffs-Modus kann man wechseln, wenn man seine Magie-Leiste komplett gefüllt hat. Im Vorgänger waren dann die angesprochenen Folterangriffe möglich, aber nun hat man auch die Wahl für einige Sekunden ungehindert sehr starke Angriffe auszuführen. Das kennt man ähnlich auch aus God of War und ist somit eher ein nettes Beiwerk.

An anderer Stelle der Demo wird es allerdings spannender! Jeanne, eine weitere Umbra-Hexe aus dem ersten Teil, eilt zur Hilfe. Nun kann man auch zu zweit in den Kampf ziehen! Während des Bosskampfes der Demo hat das noch die KI übernommen, im fertigen Spiel soll das aber auch mit einem Freund möglich sein. Das könnte für doppelten Spaß sorgen!

Aufgrund von möglichen Kameraproblemen ist denkbar, dass ein Spieler auf das Gamepad schaut und der andere den Fernseher nutzt. Die kooperative Prügeleinlage endete logischerweise mit einem herrlichen Finisher der beiden. Danach geht es allerdings wieder alleine weiter. Das Spiel bleibt also mehr Single-Player und wird wohl keinen kompletten Co-op liefern. Aber warten wir mal ab.

Weiterhin zieht ihr nun nicht mehr nur gegen Engel in den Kampf, sondern müsst euch auch gegen Dämonen beweisen. Gerade im Demo-Finale zeigt sich ein solcher Gigant, den man dank einem frischen Set neuer Flügel nun im Flug besiegen muss. Optisch ist das auf alle Fälle auf hohem Niveau und man kann der Wii U nichts vorwerfen. Etwas mehr Freiheit beim Fliegen wäre hingegen schön gewesen. Statt höher fliegen zu können, kann man nun mit der B-Taste leider nur kurz nach vorne flitzen. Den Boss hat man dabei stets fixiert und kann sich so nicht wirklich frei im Raum bewegen. Die kurze Flugeinlage wirkte daher etwas auf Schienen gebaut. Erwartet jetzt aber kein Kid Ikarus: Uprising, man hätte das aber vielleicht offener gestalten können. Das war schade.

Bayonetta hat aber trotzdem auch auf der Wii U komplett überzeugt. Die Neuerungen sind bisher nicht üppig, ergänzen aber wunderbar den Rest und als Fan des ersten Teils wird man auch hier beherzt zugreifen können. Wer weiß, welche Überraschungen uns noch erwartet! Die Action stimmt, alles läuft flüssig und an Blutfontänen mangelt es definitiv nicht. Auf die automatischen Kombos der Touch-Steuerung kann ich allerdings wunderbar verzichten und freue mich dafür mehr, dass man auch mal zu zweit einen Bosskampf bestreiten darf. Mir juckt es beim Schreiben schon wieder in den Fingern! Zu blöd, dass wir uns noch bis 2014 gedulden müssen.