Obwohl ein Spiel ganz schön viel Spaß macht, ist das noch keine Garantie dafür, dass es in allen Regionen erscheint. In unserem Test zu „999“ stellten wir fest, dass es sich bei dem Adventure tatsächlich um eines der besten Spiele für den Nintendo DS handelt. Leider fand sich für das Spiel aber kein Publisher für den europäischen Markt, somit mussten Fans auf einen Import aus den USA ausweichen. Der Nachfolger mit dem Titel „Virtue‘s Last Reward“ erschien Mitte März 2013 zwar in Deutschland, auf deutsche Texte wurde aber dennoch verzichtet. Warum das Spiel trotz der englischen Texte ein Kracher ist, werden wir euch jetzt verraten.
Das Nonary-GameIn „999“ entführte ein Mann mit Gasmaske neun Personen und nutzte diese für sein Experiment. Der Herr nannte sich selbst Zero und gab nur wenige Hinweise, wieso und weshalb gerade diese neun Personen eingesperrt wurden. Die Gefangenen erkundeten ihr Gefängnis und sollten ihre Freiheit zurückgewinnen, wenn sie das Nonary-Game spielten. Dazu mussten sie verschiedene Aufgaben lösen und die Torturen von Zero ertragen.
Die Geschichte von „Virtue‘s Last Reward“ knüpft daran an und erzählt die Erlebnisse weiterer neun Personen. Diese wurden ebenfalls eines Nachts überrumpelt, dieses Mal jedoch von Zero III. Sie wachen in einem Fahrstuhl auf, verlassen diesen und finden sich in einer Art Lagerkomplex wieder. Dort müssen sie sich ebenfalls den Aufgaben Zeros stellen und gleichzeitig herausfinden, welche Ziele ihr Gegenüber verfolgt. Neun Personen auf engstem Raum ohne jegliche Informationen über den anderen – das schreit nur so nach Intrigen und Todesfällen. Die soll es auch geben, doch wer ist wofür verantwortlich?
Ein interaktiver RomanDas Spiel nutzt verschiedene Varianten, um die Geschichte voranzutreiben. Zunächst gibt es viel zu lesen. Die meiste Zeit verbringt der Spieler deshalb damit, einen Dialog nach dem anderen zu vertilgen. Dabei sind die Charaktere auf dem oberen Bildschirm in den verschiedenen Arealen des Komplexes zu sehen, während auf dem unteren Bildschirm die zahlreichen Informationsschnittstellen angezeigt werden, wie beispielsweise für das Archiv oder Passwörter. Am Anfang äußerst störend ist hierbei, dass die Buttons am unteren Bildschirm kurz verschwinden, sobald eine andere Person zu reden beginnt. So kommt es schon einmal vor, dass die Buttonreihe ständig blinkt.
Gesprengte KettenAlle Teilnehmer von Zeros grauenhaftem Experiment tragen am Handgelenk ein Armband, das sowohl Farbe als auch Punktestand des Spielers darstellt. Über die Farbe wird bestimmt, wie die Gefangenen in drei Gruppen mit jeweils drei Personen eingeteilt werden. Dabei wird tief in der Farbtheorie gekramt, denn die Farben der Teilnehmer müssen gemischt die Farbe der Tür ergeben, die in den späteren Raum mit Rätseln führt.
Dort angekommen, darf auch direkt geknobelt werden. Wie vom Vorgänger bekannt, durchkämmen die Teilnehmer den Raum und sammeln Gegenstände ein. Diese kombiniert das Team anschließend und setzt sie in Verbindung mit den Apparaturen der Räume ein. Zwischendurch wird dem Spieler noch das ein oder andere Minispiel vorgesetzt, bei dem beispielsweise die Neigefunktion des Nintendo 3DS genutzt wird. Sind alle Rätsel eines Raumes absolviert, erhält man einen Code für den Safe und kann den Ausgang öffnen. Geübte Spieler geben an dieser Stelle jedoch noch nicht auf, sondern können einen weiteren Code entdecken. Nur wer fleißig Codes sammelt, kann alle Geheimnisse des Spiels aufdecken.
Verbündete und BetrügerDie Geschehnisse in „Virtue‘s Last Reward“ laufen in Runden ab. Zu einer Runde gehört immer eine Rätselmission, sowie eine Abstimmung, die von Zero „Ambidex“ genannt wird. Ein Team besteht immer aus drei Personen, darunter ein Paar und ein Solospieler. Die Spieler entscheiden nun, ob sie sich mit ihrem Mitspieler bei der Abstimmung verbünden oder ihn betrügen wollen. Verbünden sich alle, erhält jeder zwei zusätzliche Punkte. Entschließt sich ein Teil für Verbünden, der andere für Betrügen, erhält der Betrüger wiederum drei Punkte. Betrügen beide Teile, gibt es gar keine Punkte.
Durch diese Entscheidungen wird das Klima innerhalb der Gruppe gehörig angeheizt. So manch einer betrügt seine scheinbar besten Freunde, um tatsächlich entkommen zu können. Denn wer all seine Punkte verliert, scheidet aus dem Spiel aus und erhält eine tödliche Chemikalien-Dosis aus dem Armband.
Endlich übersichtlich: FlowNur nach mehrmaligem Durchspielen erfährt man wirklich jedes Detail und versteht die zahlreich eingestreuten Anspielungen. Deshalb lädt das Spiel dazu ein, immer und immer wieder neu zu beginnen und das Schicksal der Charaktere zu bestimmen. Schon der Vorgänger entfaltete sich erst nach mehreren Durchgängen, doch war es etwas unübersichtlich, den Überblick über die Anzahl der Enden zu bewahren. „Virtue‘s Last Reward“ hat mit der Flow-Funktion aber die optimale Lösung dafür gefunden.
Über den Flow-Button gelangt man zum namensgebenden Fließbild, das schön aufgeräumt zeigt, auf welchem Pfad der Geschichte man sich gerade befindet. Durch die neun Charaktere gibt es neun gute und neun schlechte Enden. Zusätzlich spalten sich einige Pfade noch auf, wodurch die Zahl auf über 20 Enden angehoben wird. Bis man die komplette Geschichte erfahren hat, ist man dadurch locker 30 Stunden mit dem Spiel beschäftigt. Durch die Pfade gibt es in nahezu jedem Durchgang neue Rätselräume zu erkunden und auch die Geschichte überrascht immer wieder. Außerdem lassen sich Passagen, die man bereits gespielt hat, einfach überspringen.
Technik„Virtue‘s Last Reward“ legt sehr großen Wert auf die Story, dennoch sind einige Makel der Technik anzukreiden. Da wäre zum einen die fehlende deutsche Übersetzung, die einigen interessierten Fans schon vorweg die Kaufentscheidung abnimmt. Zudem gibt es zahlreiche Szenen, in denen keine Echtzeitbilder zu sehen sind. In solchen Momenten wird das 3D-Bild schlichtweg räumlich nach hinten gesetzt, was dicke, schwarze Balken an beiden Seiten nach sich zieht.
Darüber hinaus bot die amerikanische Fassung sowohl eine englische, als auch eine japanische Sprachausgabe. Für die europäische Fassung mussten die englischen Stimmen aber leider gestrichen werden. Trotz der hiesigen Verspätung ist der Umfang also nochmals geringer als in Amerika.
Ein Hinweis noch: Es hat sich ein Fehler im Spiel eingeschlichen, der unter Umständen den Spielstand zerstören kann. Wir empfehlen deshalb, in den Rätselpassagen nicht zu speichern.